Das Altern bringt nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch Herausforderungen mit sich. Besonders Stress und chronische Entzündungen beeinflussen, wie wir altern – körperlich und geistig. Doch wie genau hängen diese Faktoren zusammen, und was können wir tun, um gesund zu bleiben?
Warum Altern stressig sein kann
Mit zunehmendem Alter sehen wir uns oft mit Belastungen wie gesundheitlichen Problemen, dem Verlust von Angehörigen oder dem Rückgang der Unabhängigkeit konfrontiert. Solche Ereignisse erzeugen Stress, der langfristig die Gesundheit schädigen kann. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen: Während manche Menschen in ähnlichen Situationen Erfüllung und Resilienz finden, entwickeln andere Depressionen oder erleben einen schnellen Gesundheitsabfall.
Stress entsteht laut Forschern dann, wenn eine Diskrepanz zwischen den eigenen Erwartungen und der Realität besteht. Ältere Menschen haben durch ihre Lebenserfahrung oft bessere Strategien, mit Stress umzugehen – doch nicht immer reicht das aus.

Der Körper unter Stress: Was passiert?
In Stresssituationen schüttet unser Körper Hormone wie Cortisol aus. Kurzfristig hilft uns dies, besser zu reagieren. Doch bei anhaltendem Stress bleibt der Cortisolspiegel hoch, was den Körper belastet: Es kommt zu Bluthochdruck, Immunschwäche und Schäden in Hirnregionen wie dem Hippocampus, der für Gedächtnis und Lernen wichtig ist.
Mit zunehmendem Alter wird es für den Körper schwieriger, diese Belastungen auszugleichen. Diese „Abnutzung“ durch Stress wird als allostatische Last bezeichnet und ist eng mit altersbedingten Krankheiten verbunden.
Entzündungen: Der stille Mitspieler
Chronische Entzündungen nehmen im Alter zu und gelten als Schlüsselfaktor für Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders Stress kann diese Entzündungsreaktionen verstärken. Gleichzeitig können entzündungshemmende Substanzen wie Interleukin-10 das Immunsystem stabilisieren und die Reparaturprozesse im Körper fördern.
Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte helfen können, entzündliche Prozesse einzudämmen.
Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Interessant ist, dass Frauen vor den Wechseljahren empfindlicher auf Stress reagieren als Männer. Hormone wie Östrogen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie verstärken in bestimmten Lebensphasen die Stressreaktion, können aber auch Schutz bieten, etwa durch ihre positiven Effekte auf das Gehirn. Nach den Wechseljahren verändern sich diese Schutzmechanismen, was die Anfälligkeit für Stress und kognitive Beeinträchtigungen erhöhen kann.

Stress reduzieren und Resilienz stärken
Es gibt bewährte Ansätze, die den Körper widerstandsfähiger gegen Stress machen. Bewegung, Achtsamkeitspraktiken wie Yoga oder Tai Chi und soziale Unterstützung können helfen, sowohl Stress als auch Entzündungen zu reduzieren. Insbesondere ältere Menschen profitieren von solchen Strategien, da sie nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch die kognitive Gesundheit fördern.
Fazit
Stress und Entzündungen sind wichtige Einflussfaktoren des Alterns. Sie verstärken sich gegenseitig und erhöhen das Risiko für altersbedingte Krankheiten. Doch es gibt Wege, diese Kreisläufe zu durchbrechen: Ein aktiver Lebensstil, der körperliche und geistige Gesundheit fördert, ist der Schlüssel zu einem erfüllten und gesunden Altern. Indem wir Stress erkennen und gezielt angehen, können wir die Lebensqualität im Alter nachhaltig verbessern.
Quelle
Lavretsky, H., & Newhouse, P. A. (2012). Stress, inflammation and aging. The American journal of geriatric psychiatry: official journal of the American Association for Geriatric Psychiatry, 20(9), 729-733. https://doi.org/10.1097/JGP.0b013e31826573cf
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